Kulturkreis Haunstetten e.V.

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Peter Maria Mayr : Der jüngste und letzte Pater des Reichsstifts St.Ulrich und Afra wurde 1816 Pfarrer in Haunstetten

Die Zeit der Koalitionskriege, d.h. die 1792 bis 1815 dauernden kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und seinen europäischen Machtrivalen brachten auch in unsere Heimat viel Elend und Tausende von Toten. Überdies wurde die politische Landkarte Schwabens völlig neu gestaltet:

Haunstetten war nach ca. 800 Jahren ab 1802 kein Klosterdorf mehr und wurde - mit Genehmigung Napoleons - dem Kurfürstentum Bayern eingegliedert.
Bereits im September 1802 hatten Soldaten des Kurfürsten Max Joseph die Reichsabtei besetzt. Im Dezember 1802 war das Ende des stolzen Benediktiner-Reichsstift St.Ulrich und Afra besiegelt. Wie Hunderte anderer Klöster in Schwaben wurde es "säkularisiert".
Der Reichsdeputationshauptschluss von Anfang 1803 legalisierte die Auflösung der Reichsabtei, die Enteignung des Klosters und die Besitzübernahme aller Güter durch den bayerischen Staat.
1805 wurden in den ehemaligen Klostergebäuden von St.Ulrich und Afra Hunderte von Kriegsgefangenen und verwundeten Soldaten untergebracht. Unter ihnen brach Typhus aus, der viele Soldaten und etliche, sie betreuende Patres zum Opfer fielen; im Januar 1806 starb auch der letzte Abt Gregor II.Schäffler an der Seuche.

Die überlebenden Ex-Benediktiner mussten 1806 ihr ehemaliges Kloster verlassen. Vergeblich hofften sie lange auf eine Wiederherstellung ihres Klosters.
Ab 1808 wurde das ehemalige Klostergebäude zur königlichen Kavalleriekaserne des 4. Chevauxlegers-Regiments umgewandelt und Kaserne blieb es bis 1945.

Ab 1802 war Haunstetten mit seinen etwas mehr als 600 Seelen bayerische Landgemeinde .
Alle Besitztümer des Klosters im Ort gehörten nun Bayern. Pfarrer Franz Xaver Rid, der letzte vom Reichskloster in Haunstetten eingesetzte Pfarrer, musste bereits 1803 ein detaillierte Aufstellung der ehemals der Reichsabtei gehörenden Besitztümer an das kurfürstliche Rentamt ( heutiges Finanzamt) übermitteln, das waren z.B. das Amtsgebäude, der Zehntstadel, die Muttergotteskapelle ...

Um diese Zeit, das genaue Datum ist unklar, kaufte die Gemeinde Haunstetten von Bayern die Muttergotteskapelle, da sie als unnötig abgerissen werden sollte.
Der Amtssitz des ulrikanischen Vogts (das Schlösschen) war dem letzten Abt Gregor Schäffler vom bay. Kurfürst zeitlebens als Sommersitz versprochen worden, wenn er die dort notwendigen Reparaturen aus eigener Tasche zahle. Doch nach Abt Gregors Tod 1806 wurde das Schlösschen abgerissen und das Areal an Domvikar Sturmfeder verkauft. Heute steht hier die Eichendorffschule.

Der jüngste Pater der Reichsabtei Peter Maria Mayr (geboren 1778 in Wörishofen) war nach dem Ende "seines" Klosters mit königlicher Genehmigung 1810 Pfarrer der Wallfahrtskirche in Klimmach (bei Schwabmünchen) FOTO geworden.

Ab 1816 bis 1825 war er Pfarrer und Nachfolger Pfarrer F.X. Rids in der ehemaligen Klosterpfarrei Haunstetten und wohnte im, 1794 noch vom Kloster erbauten Pfarrhof an der heutigen Bgm.--Widmeier-Straße.
Der Pater war ein gelehrter und frommer Mann, der viele Bücher für die Gläubigen schrieb und in verschiedenen Verlagen in Augsburg veröffentlichte. (FOTO) wie z.B. "Neue Litaneien nebst einer Kreuzwegandacht", "Unterricht über hl.Sakramente der Buße, der Firmung und des Altares". "Gebetbuch für katholische Christen, welche wirklich sein wollen, was sie heißen".
In der Pfarrei Haunstetten brachte er "viele Verbesserungen hervor" lobte sein ehemaliger Mit-Pater Placidus Braun; so z.B. neue Glocken für St.Georg.

Seine Dienstjahre beendete der ehemalige Benediktinerpater Peter Maria Mayr als Pfarrer in Billenhausen bei Krumbach, das bis zur Säkularisation zur Reichsabtei Ursberg gehörte. (FOTO) Im Ruhestand wohnte er ab 1843 in Augsburg, nahe seinem ehemaligem Kloster, zelebrierte täglich in der jetzigen Pfarrkirche St.Ulrich und Afra eine Messe und starb 1857 in Litera B 62 (heutige Weite Gasse). FOTO

Jutta Goßner
Vorsitzende des Kulturkreis Haunstetten e.V.