Kulturkreis Haunstetten e.V.

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Neue Straßenbenennung in Haunstetten nach Christian Angerbauer

Haunstetten kann zahlreiche Straßennamen mit Stadtteilbezug vorweisen. Kürzlich hat der Stadtrat wieder einmal einem Benennungsvorschlag des Kulturkreises Haunstetten e.V. zugestimmt. Im Ratsinformationssystem finden Sie den einstimmigen Beschluss: https://ratsinfo.augsburg.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=13204Das neue Wohnquartier an der Königsbrunner Straße südlich vom E-Center wird zukünftig durch den "Christian-Angerbauer-Weg" erschlossen.

Doch wer war dieser Christian Angerbauer?

Christian Angerbauer - ein Künstler prägt Haunstetten

Wie kein anderer Künstler der Moderne prägte Christian Angerbauer (1925-2008) mit seinen Werken Haunstetten. Christian Angerbauer, gebürtiger Berliner, wuchs in Dießen am Ammersee auf. In Dießen und Oberammergau absolvierte er auch seine Ausbildung zum Bildhauer, zum Holz- und Fassmaler (Fassmalerei ist das Handwerk der Bemalung und Vergoldung von Kunstgegenständen.) und in der Holzschnitzkunst.
Seit 1956 lebte Angerbauer mit seiner Familie in Haunstetten. Schnell konnte er mit seiner freundlichen, bescheidenen Art die Herzen der Haunstetter gewinnen und immer, wenn es um eine Skulptur, eine Plastik oder ein Denkmal ging, sagten die Bürger stolz "Des soll der Angerbauer machen, dann passt`s scho."
In seiner Werkstatt schuf er dann, bald weit über Schwaben hinaus anerkannt, Werke, die uns heute noch in Haunstetten begegnen.

Viele von Angerbauers Werken zeugen von seinem tiefen Glauben. Kunst ist für ihn nie wertfrei, sondern soll stets eine Botschaft transportieren.

Aus seinem umfangreichen Oeuvre kann man nur Beispiele aufführen.

1970 schuf die Stadt Haunstetten auf dem Neuen Friedhof ihre zentrale Gedenkstätte für die Opfer von der Kriege und Gewalt. Das monumentale Steinkreuz ist gespalten und zeigt so die Zerrissenheit und Zerstörung. Auf Bronzeplatten bildete Angerbauer Szenen ab, die den Schrecken und die Gräuel des Krieges darstellen.

Im Mittelpunkt des Alten Friedhofs steht seit 1972 ein mächtiger Obelisk. Angerbauer hat auf ihm den Weg der Menschen durch das Leben dargestellt. Das Bronzekreuz oben zeugt von der Erlösung des Gläubigen durch Christi Tod.
Nicht weit davon finden wir das Priestergrab der Pfarrei St. Georg mit dem von ihm geschaffenen Steinmosaik; es stellt Jesus, den Gekreuzigten dar.

Auf dem Georg-Käß-Platz entstand 1972 der Handwerkerbrunnen. Er bildet den Mittelpunkt einer Grünanlage. Mit dem Brunnen aus Bronze wollte der Stadtrat von Haunstetten an die einstige Bedeutung der Landwirtschaft und des Handwerks erinnern. Das Stadtwappen sowie die Figurengruppen eines Schmiedes mit Amboss und eines bäuerlichen Paares zieren ihn.

Das Haunstetter Denkmal vor dem ehemaligen Rathaus wurde von Christian Angerbauer zur Jahrtausendwende errichtet. Zahlreiche Reliefs weisen die Bürgerinnen und Bürger auf die Geschichte Haunstetten hin: Schon in vorgeschichtlicher Zeit siedelten hier Menschen. Zur Römerzeit führte die Via Claudia vorbei, 1006 bis 1802 gehörte das Dorf zum Reichsstift St. Ulrich und Afra und im 2.Weltkrieg wurde es durch Luftangriffe schwer getroffen. Auch die Ansiedlung der Heimatvertriebenen ab 1946 wurde thematisiert.

St. Georg war vor der Renovierung 1996/97 mit vielen Kunstwerken Angerbauers ausgestattet. Heute sehen wir noch seinen beeindruckenden bronzenen Passionszyklus (1966).

1964 schuf Angerbauer den Grundstein für das neue Gotteshaus St. Pius. Er zeigt das Wappen des damaligen Bischofs Joseph Stimpfle, seinen Wahlspruch "Plebi Dei Peregrinati" (= Dem pilgernden Volk Gottes) und das Datum des ersten Spatenstiches durch Pfarrer Hans Stiefenhofer. 1972 kam als Kunstwerk der mächtige Osterleuchter hinzu. Und vor dem Kindergarten steht ein kleines Kind mit Teddy, das den Besuchern zuwinkt.

Zahlreiche Kinder wurden schon im 1965 geschaffenen Taufbecken Angerbauers in St. Albert getauft. Der Ambo aus Holz und Bronze, ebenfalls von 1965, zeigt "Jesus predigt den Menschen".

Für die Ev. Christuskirche schuf Angerbauer 1987 zwei Hochreliefs aus Holz die "Taufe Jesu am Jordan" und die "Predigt des hl. Paulus". Die antike Säule bei Paulus erinnert an seine geistesgeschichtliche Herkunft aus der Antike; der siebenarmige Leuchter zeigt die Verbindung von Johannes zum Judentum.

Auch für Gebrauchskunst war Christian Angerbauer ein geschätzter Künstler: Ich erinnere nur an die Türgriffe der Eingangstüren der neuen Sporthalle des TSV Haunstetten oder 1975 an die künstlerische Gestaltung des Maibaums mit Figuren und Wappen

Zahlreiche private Brunnen verdanken wir der langjährigen Freundschaft Christian Angerbauers mit Walter und Brigitte Settele: so den St.-Ulrichs- Brunnen (1981) am Alten Pfarrhof.

Jutta Goßner