Kulturkreis Haunstetten e.V.

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Stolz auf den Wiederaufbau von 1945-1960: Postkarten zeigen die gro0en Anstrengungen Haunstettens

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieg begann in Haunstetten der mühevolle, aber erfolgreiche Wiederaufbau. Stolz zeigen Postkarten aus dieser Zeit die Fortschritte und Ergebnisse. Auch Haunstetter Firmen boten damals eine Vielzahl von Postkarten mit Haunstetter Motiven an, z.B. der Verlag Hasslacher.

Das wichtigste und schwierigste Thema war die Wohnraumbeschaffung und der Aufbau der Infrastruktur, denn während des 2.Weltkriegs war ca. ein Viertel des Gebäudebestandes zerstört oder schwer beschädigt worden.
Daneben bereitet ab Juni 1946 die Unterbringung der vielen, der Gemeinde zugewiesenen Flüchtlinge und Heimatvertriebenen Bürgermeister Josef Schorer (1945-48) und seinem Nachfolger F.X.Widmeier (1948-1955) große Schwierigkeiten.

Nach Schwaben und damit auch nach Haunstetten kamen besonders viele Sudetendeutsche. Bei der Volkszählung 1950 im Landkreis waren 23% der Bevölkerung Heimatvertriebene.
Auch die allmähliche Rückkehr evakuierter Bürger verschärfte die Not. Um viele Wohnungslose in Baracken, z.B. im ehemaligen Fremdarbeiterlager "Star" an der Inninger Straße, unterzubringen, musste die Gemeinde ab 1946 der Messerschmitt AG die ehemaligen Baracken nach harten Preisverhandlungen teuer abkaufen (ebenso an der Ostlandstraße, Im Felde ...)

Von 1945 bis Ende 1958 wurden laut Statistik des Landratsamtes Augsburg 607 Wohngebäude mit ins. 2003 Wohnungen errichtet, im Bau befanden sich 110 Wohngebäude mit 126 Wohnungen.
Auch heimische Bauunternehmer, z.B. die Firmen Dumberger, Würz, Höltl, Anzenhofer trugen mit dazu bei, die Wohnungsnot allmählich zu lindern.
Die von den US-Armee seit 1945 beschlagnahmten 322 Wohnungen z.B. der Heimbausiedlung, wurden erst Mitte der 1950er Jahre frei. Dann konnten zahlreiche ehemaligen Bewohner aus ihren Barackenquartieren wieder dort einziehen.

Um beim Wohnungsbau möglichst rasch voranzukommen, wurde im Mai 1949 die gemeinnützige "Wohnungsbauhilfe für den Landkreis Augsburg GmbH" gegründet, der der Landkreis Augsburg und 20 seiner Gemeinden, auch Haunstetten angehörten. Daneben gab es seit 1949 noch die "Siedler- und Arbeitsgemeinschaft der Heimatvertriebenen der Regierungslager Augsburg-Mitte". Da Baugrund in Augsburg nicht zu erhalten war, wandte man sich nach Haunstetten, wo man Baugrund kaufen konnte. Der Name wurde deshalb 1951 in "Wohnsiedlungsgemeinschaft Neue Heimstätte GmbH Haunstetten" geändert. Seit 1948 existierte auch das Familienhilfswerk "Christenvolk baut auf", der Vorläufer des St. Ulrichswerks der Diözese Augsburg.

Notwendig war - vor allem wegen des starken Bevölkerungswachstums -auch der schnelle Ausbau der Infrastruktur: Die Einwohnerzahl hatte sich von 5080 in 1939 auf 15473 Personen im Jahr 1958 erhöht und wuchs weiterhin stark an. Haunstetten war damals eine der am stärksten wachsenden Gemeinden des Landkreises (u.a. mit Göggingen, Leitershofen und Stadtbergen).

1952 erfolgte die Erweiterung des städt. Krankenhauses mit Altersheim.
1953 wurde das Rathaus von der Erbin der Gräfin Tattenbach Cläre Dautel gekauft und 1955 von Bürgermeister und Stadtverwaltung bezogen.

Im Schuljahr 1947/48 gab es 1100 Schulkinder in Haunstetten, die von nur 12 Lehrkräften unterrichtet werden sollten. Am schlimmsten war aber der Platzmangel in der einzigen Schule, der Eichendorffschule (siehe Bild). Klassen mit über 60 Schülern waren nicht selten. Also musste die Gemeinde bauen:
Die Fröbelschule (siehe Bild) wurde 1952 eingeweiht; in der Pestalozzischule begann der Unterricht 1957/1958.
1954 feierte Haunstetten die Einweihung der wiederaufgebauten TSV-Turnhalle.
Der neue Friedhof an der Kornstraße (heute Hopfenstraße) wurde 1956 durch Stadtpfarrer Josef Schmuttermair seiner Bestimmung übergeben. Im Juli 1956 wurde auch das neue Postamt (siehe Bild) an der Landsberger Straße eröffnet. Die Kreissparkasse Augsburg, die bereits ab 1937 eine Niederlassung in der Bgm.-Widmeier-Straße besaß, konnte im Juli 1956 ihre neuen Geschäftsräume (siehe Bild) in der Landsberger Straße beziehen.
1960 wurde das ersehnte Naturfreibad (siehe Bild) fertig.

WhatsApp gab es damals nicht, nur wenige besaßen einen der teuren Fotoapparate:
Kein Wunder, wenn die Bürger Haunstettens durch ihre Postkarten die Beispiele für den harten, aber gelungenen Wiederaufbau stolz "in die Welt" trugen.

Jutta Goßner